Schöne Frauen, schnelle Autos
Spätestens seit der FC Bayern gestern ziemlich cool – nämlich nur per Pressemitteilung – verkündete, dass Pep Guardiola ab Sommer versuchen wird die Champions League an die Säbener Straße zu holen, ist klar: Wir haben alle das Falsche studiert, gelernt und über die Jahre verfeinert. Trainer hätte man werden sollen oder Country Star oder Maschinenbau Ingenieur. Okay – die ersten beiden Jobs wären schon in frühen Jahren eine Garantie auf schöne Frauen und schnelle Autos gewesen, während man es im Maschinenbau-Studium zunächst eher mit Kugelschreibern in karierten Hemdtaschen und Mathe-Klausuren mit neunzig prozentiger Aussiebquote zu tun hat. Aber sei´s drum: Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten – nämlich spätestens dann, wenn der Headhunter anruft und man sein Gehalt förmlich selbst unter den neuen Vertrag setzen kann. Die Mädels und die Boliden kommen dann ganz von alleine – nur eben etwas später. Geduldig sein, Du musst!
Wie sich das mit den Headhuntern genau verhält, hat nun eine Studie der Recruiting-Experten TalentFrogs aus Köln untersucht. Für die wurden mehr als 2.500 Menschen dazu befragt, wie viele Headhunter-Anfragen sie in der Regel über soziale Netzwerke bekommen. Die Ergebnisse sind hochinteressant – erst einmal, was die Unterscheidung von Männern und Frauen betrifft. Denn männliche Akademiker erhalten im Durchschnitt 3,6 Jobangebote pro Monat, weibliche Akademiker dagegen nur 1,1. Gründe dafür? Einerseits sind Frauen in sozialen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn nicht ganz so offensiv wie ihre männlichen Berufskollegen und andererseits sind viele gefragte Berufe immer noch Männerdomänen. Der Anteil der Frauen an Ingenieursberufen ist beispielsweise immer noch äußerst gering – in der IT Branche sieht es ähnlich aus. Ein klarer Hinweis auch darauf, wo zukünftig der Hebel angesetzt werden sollte, wenn es darum geht, den Mangel an Fachkräften in Deutschland zu bekämpfen. Ohne die (Wieder)eingliederung von Frauen auch in schwer zu besetzende Berufsfelder wird es sicher nicht gehen.
Zurück zur Studie: Interessant für viele Personalberater ist die Frage, über welche Kanäle sich die Kandidaten denn überhaupt ansprechen lassen wollen. Ergebnisse: Mehr als neun von zehn Akademikern (92%) wollen ausschließlich über Business Netzwerke, wie eben Xing oder LinkedIn, kontaktiert werden. Sicherlich auch ein Grund dafür, dass Facebook in diesen Markt vordringen möchte. Denn just im Moment lesen wir die Ankündigung des weltweit größten Netzwerkes, dass zukünftig die interne Personensuche bei Facebook noch viel gezielter durchgeführt werden kann: Graph Search heißt das Ganze, ist noch nicht ganz ausgegoren, wird aber sicher bald so weit sein, auch in Europa eingesetzt werden. Was nämlich zunächst wie eine beiläufige Erklärung klingt, ist in Wahrheit eine enorme Weiterentwicklung: Denn Facebook entwickelt sich damit zu einer gigantischen Personensuchmaschine, die einen Suchfilter setzen kann von dem Google nur feucht träumen darf: den Filter nämlich, den die User selbst gesetzt haben: Beziehungsstatus, Arbeitgeber, Position, Interessen, Wohnort, usw. Im Klartext: Sucht ein Headhunter zukünftig einen Bewerber in einer bestimmten Stadt, mit bestimmten Skills und einer Affinität zu bestimmten Interessen – kein Problem! Kurze Suche bei Facebook und schon ist der Bob in der Bahn.
Für Facebook könnte das endlich der erste Schritt in den lukrativen Job-Markt sein, nach dem man schon ein bisschen länger sucht, da man vor dem Problem stand, dass die User selbst nicht die Initiative in Sachen Jobsuche ergriffen, weil sie solche manchmal pikanten Inhalte nicht immer mit jedem in ihrer Timeline teilen wollten. Parole: Selbst suchen bei Facebook – eher nein. Gefunden werden – schon eher! Bei Xing oder LinkedIn dürfte das natürlich für wenig Euphorie sorgen. Denn eine Studie wie die von Talentfrogs könnte dann schon in etwa zwei Jahren ganz anders aussehen.
Nur Pep Guardiola dürfte das alles ziemlich egal sein. Zwar existiert eine Facebook-Seite mit seinem Namen, die auch 3,5 Millionen Menschen gefällt, aber wohl nicht ihm zuzurechnen ist. Trotzdem: Für einen gut bezahlten Job braucht er kein soziales Netzwerk. Ein Maschinenbauer wahrscheinlich auch nicht, aber – hey – wenn die Frauen und die Autos etwas früher kommen, kann man sein Facebook-Profil und den Beziehungsstatus darin ja mal ein bisschen anspitzen. Schaden kann das sicher nicht!